Der Frühling lässt jetzt frische Kräuter knackig grün austreiben und die erste Kräuterbutter des Jahres kann in Angriff genommen werden. So unterschiedlich wie die Aromen, so unterschiedlich sind die Standortansprüche der Kräuter, die ich gerne in der Küche verwende.
Was sind eigentlich Kräuter?
Wenn wir hier von Kräuter sprechen sind die Pflanzen gemeint, die wir in der Küche zum Würzen oder zum Zubereiten von Tees verwenden. (Die Heilkräuter sind eine Wissenschaft für sich!) Meist handelt es sich um einjährige Pflanzen, d.h. ihr gesamter Lebenszyklus wird in einem Jahr durchlaufen. Oder wir haben es mit Stauden zu tun, die mehrere Jahre ausdauern und die je nach Art, im Winter das Laub abwerfen und mit ihren unterirdischen Teilen überwintern, um in der nächsten Vegetationsperiode wieder auszutreiben. Dann gibt es noch die Halbsträucher, die in unteren Pflanzenabschnitten verholzen und oben krautig bleiben, was bei etlichen mediterranen Gewürzen der Fall ist (z.B. Lavendel, Rosmarin). Gerade die beiden letzten Gruppen sind auch für die Gartengestaltung wertvoll und gut einsetzbar.
Beet oder überall im Garten
Klar wäre es nett, kurz aus der Küche zu treten, zum Kräuterbeet nah am Haus zu gehen und das zu ernten, was man gerade benötigt. So würde ich das gerne bei der Gartengestaltung immer mit einplanen. Ein solches Kräuterbeet habe ich nicht, zuviel befestigte Flächen am Haus! Eines Tages entsteht vielleicht dort, wo jetzt noch Autos parken, ein Kräutergarten, der groß genug sein kann, um die unterschiedlichsten Kräuter, Tees und Gewürze zu beherbergen und der auch optisch ein ansprechendes Bild ergibt, mit Einfassungen aus niedrigen Hecken, ähnlich einem Klostergarten…
Träum weiter! Da ich dennoch nicht auf eine gewisse Auswahl verzichten möchte habe ich aus meiner Not eine Tugend gemacht. Ich gehe meinen Kräuterweg statt zum Kräuterbeet. Weg in dem Sinne, dass ich durch meinen Garten schlendere und an den unterschiedlichsten Standorten die Blätter und Stängel für meine Kräuterbutter sammle. Die habe ich möglichst standortgerecht zwischen Stauden und Gehölzen verteilt gepflanzt. Natürlich gibt es schon noch ein kleines Beet für die Kräuter, die einjährig sind oder aufgrund ihrer Ansprüche auch gerne ein gut aufgearbeitetes Plätzchen, ähnlich einem Gemüsebeet besiedeln, z.B. Petersilie, Dill, Koriander, Borretsch, Basilikum oder Gartenkresse. Noch sind diese aber nicht im Garten zu ernten, dafür bedarf es noch frostfesteres Wetter und die Saaten müssen erst einmal aufgehen.
Schnittlauch ist ein besonderer Vertreter. Er hat neben seinem Dasein als Küchenkraut auch echtes Potenzial in der Gartengestaltung. Er ist einsetzbar als Beeteinfassung und es sieht wunderschön aus, wenn diese niedrige Hecke blüht. Auch wird er mittlerweile in der Dachbegrünung eingesetzt und ist eine gute Bienenweide. Allerdings gehen Blüte und Trockenheit nicht gut einher mit der Gewinnung zarter, saftiger Schnittlauchhalme. Wenn das Grün kräftig und stabil sein und immer wieder austreiben soll nach dem Ernten, braucht er sowohl mehr Feuchtigkeit, als auch einen nährstoffreichen Boden, sprich Düngung. Er ist ein sogenannter Starkzehrer. Insofern ist er natürlich auch ein Freund des Gemüsebeetes. Ich bin für den Kompromiss, ein Teil darf blühen am Rande vom Staudenbeet und ein Teil wird dezent beerntet. Zurzeit, nämlich Mitte bis Ende März, haben die ersten Halme ausgetrieben, denn sie stehen bei mir an einem geschützten sonnigen Platz, ideal für die erste Kräuterbutter.
Auch im Staudenbeet am Rand, wächst die Pimpinelle und bildet sattgrüne, horstige Polster mit ihrem gefiederten Laub. Im Moment noch etwas struppig, aber die ersten neuausgetriebenen Blätter sind besonders zart und müssen natürlich mit. Zumal das Aroma der Pimpinelle eine ganz besondere Note in der Kräutermischung ergibt (d a s Kraut in der Frankfurter Grünen Soße!) Pimpinelle heißt auch kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), ist als Heilkraut bekannt und hat einen großen Bruder, den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba major). Dessen sehr junge Blätter und Triebe können auch als Salat- bzw. Kräuterbeigabe verwendet werden! Beide Pflanzen sind gute Insektenweiden und insbesondere der Große Wiesenknopf ergänzt Staudenpflanzungen durch sein besonderes Aussehen. Der Boden muss für beide ausreichend feucht sein.
Das Namensschild für meine Pimpinelle (damit auch andere in der Familie das Kraut finden), weist mir jetzt gewissermaßen den Weg, in den schattigen Gartenteil, und ich biege ab zu der Stelle, wo der Bärlauch sich etabliert hat. Hier ist der Boden feuchter, der Standort halbschattig und humos. Der Naturstandort sind eigentlich Buchen- und Auwälder, bei mir steht er unter einer Zeder an der Wasserzapfstelle und muss sich mit ständigem Nadelfall auseinander setzten. Er vermehrt sich aber kontinuierlich und wuchert nicht. Es war ein Versuch, den Bärlauch hier anzusiedeln, mit dem Hintergrund, ihn soweit wie möglich von meinen Maiglöckchenbeständen zu isolieren. Es besteht Verwechslungsgefahr bei den Blättern wenn man nur flüchtig hinschaut, und Maiglöckchen sind hoch giftig! Das ist eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Allerdings zieht sich der Bärlauch in meinem Garten sehr früh in den Boden zurück, während die Maiglöckchen oft noch nicht ausgetrieben haben, was vielleicht an dem mit Zedernnadeln belegten Boden liegt. In meinem Garten sind sich die beiden räumlich noch nicht begegnet und u.a. durch die unterschiedlichen Austriebszeiten gut unterscheidbar. Aber in diesen Dingen ist große Vorsicht geboten! Am gleichen Naturstandorten kann auch die Herbstzeitlose auftreten, die ebenfalls tödlich giftig ist. Ihre Blätter ähneln dem Bärlauch ebenfalls sehr. Die Bestände beider Pflanzen durchmischen sich auch insbesondere am Gehölzrand. Die Herbstzeitlose kommt von der Wiese, der Bärlauch aus dem Wald. Wer wild sammelt sollte sich botanisch wirklich gut auskennen und seine Ernte gewissenhaft kontrollieren! Mit einer Pflanzung im eigenen Garten ist man deutlich auf der sichereren Seite.
Kleiner Exkurs und Unterscheidungshilfe
Abgesehen vom zeitversetzten Auftreten(Maiglöckchen), der Bärlauch erscheint früher, treiben seine Blätter einzeln aus, wie kleine Lanzenspitzen, die dann leicht überhängen. Das Maiglöckchen schiebt dagegen zwei miteinander verbundene Blätter, die anfangs ineinander gerollt sind, aus dem Boden. Die Blätter der Herbstzeitlosen stehen als Bündel, welches die Fruchtkapsel im Inneren umgibt. Das Knoblaucharoma, das sich verbreitet, wenn man die zarteren Bärlauchblätter nur wenig zwischen den Fingern reibt, ist unverkennbar! Bärlauch hat kleine ca. 5 cm große, doldenförmige, sternchenartige, weiße Blüten, das Maiglöckchen glockenförmige nickende Blüten, die ihrerseits den typischen Maiglöckchenduft verströmen. Beide sind Frühlingsblüher. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst hell-violett und ähnelt dann dem Krokus. Bärlauch treibt aus kleinen Zwiebeln aus, das Maiglöckchen aus Rhizomen, verdickten Wurzeln, die sich unterirdisch ausbreiten, und die Herbstzeitlose besitzt Sproßknollen.
Zurück zum Kräutersammeln!
Auch im Schatten und auf humusreichem, feuchterem Boden wächst der Waldmeister. Bodendeckend wandert er über die Jahre langsam durch den Halbschatten, als wenn er Humusweiden abgrast. Er entfaltet seinen tollen Duft erst, wenn er antrocknet und man isst das Kraut nicht, sondern nutzt es nur zum Aromatisieren. Waldmeister kommt nicht in meine Kräuterbutter, aber ich denke über eine Bowle nach.
Etwas abseits in tiefgründigem, nährstoffreichem Boden und in der Sonne stehen meine Liebstöckelstauden, auch Maggikraut genannt. Sie fangen jetzt erst an auszutreiben und bieten nur die sehr zarten Triebspitzen zur ´Ernte´. Eine davon reicht! Das Aroma ist so intensiv, dass es bei einem zu großen Anteil in meiner Kräutermischung zu dominant würde, aber so ist es für meinen Zweck eine Bereicherung. Liebstöckel ist der Riese unter den Kräutern und kann mit den Blüten bis zu zwei Metern hoch werden. Eigentlich benötigt man nicht mehr als eine Staude! Er braucht Platz um sich herum und von daher einen Solitär-Stand. Mein Liebstöckel hatte sich entlang eines kleinen Weges in fast zwanzig Jahren zu einer regelrechten Hecke entwickelt und musste teilweise gerodet werden. Wie gut, dass auch die Wurzeln essbar sind… In der Umgebung in diesem Teil des Gartens wachsen auch wild Löwenzahn und Sauerampfer. Einige junge Blätter davon ernte ich gleich mit.
Die Südländer
Überhaupt sind jetzt noch einige Kräuter mit dem weichen Austrieb besser für die Kräuterbutter verwendbar, die später zu hart werden, z.B. Thymian. Er gehört zur Fraktion der mediterranen Kräuter. Dazu zählen u.a. Lavendel, Salbei, Oregano, Bergbohnenkraut und Rosmarin. Diese Stauden und Halbsträucher passen in ihren Ansprüchen perfekt zueinander. Sie brauchen Sonne und einen sehr durchlässigen, nährstoffarmen und kalkreichen Boden. Für sie ist es sinnvoll ein extra Beet anzulegen, das genau diese Bedingungen bietet. Sie vertragen Trockenheit und sind, wenn es um den gestalterischen Mehrwert geht, sehr gut mit Stauden zu vergesellschaften, die ähnliche Lebensbereiche bevorzugen. Es lassen sich so relativ pflegeleichte Pflanzungen anlegen, die den sich wandelnden Klimaverhältnissen mit längeren Trockenphasen und höheren Temperaturen gut standhalten und zudem noch hervorragende Insektenweiden sind. Die Halbsträucher unter ihnen schneide ich im Frühjahr zurück, ähnlich wie man das mit Rosen macht, jedoch nie ins alte Holz! Die mediterranen Kräuter treiben dann wieder gut aus. Sie verwende ich für Kräuterbutter getrocknet und gemahlen.
Schließlich zupfe ich noch einige weiche, grüne Blätter der Zitronenmelisse, auch nicht zuviel, aber sie bringen noch etwas Frische in das Kräuterpotpourri. Zitronenmelisse brauche ich nicht zu suchen. Sie wächst überall im Garten und wird teilweise auch zu dominant. Ähnlich wie Minze breitet sie sich über den Wurzelstock und Ausläufer aus, darüber hinaus versamt sie sich gerne. Soviel Tee kann man gar nicht trinken! Aber das frische Grün füllt auch an schwierigeren Standorten Pflanzlücken, ist unglaublich pflegeleicht und hat ein angenehmes Zitronenaroma.
Mein erster Kräuterstrauß ist gepflückt, jetzt wird frisch zubereitet. Im Laufe des Sommers ändert sich die Rezeptur mit dem Angebot, das ich vorfinde. Und meist sind auch Wildkräuter dabei. Die Kräuterbutter findet bei uns immer reißenden Absatz zu frischem Brot und Gegrilltem und da ich doch mehr gesammelt habe, als ich gedacht hatte, gibt’s noch einen Frühlingsquark mit Pellkartoffeln.
Etwas abseits in tiefgründigem, nährstoffreichem Boden und in der Sonne stehen meine Liebstöckelstauden, auch Maggikraut genannt. Sie fangen jetzt erst an auszutreiben und bieten nur die sehr zarten Triebspitzen zur ´Ernte´. Eine davon reicht! Das Aroma ist so intensiv, dass es bei einem zu großen Anteil in meiner Kräutermischung zu dominant würde, aber so ist es für meinen Zweck eine Bereicherung. Liebstöckel ist der Riese unter den Kräutern und kann mit den Blüten bis zu zwei Metern hoch werden. Eigentlich benötigt man nicht mehr als eine Staude! Er braucht Platz um sich herum und von daher einen Solitär-Stand. Mein Liebstöckel hatte sich entlang eines kleinen Weges in fast zwanzig Jahren zu einer regelrechten Hecke entwickelt und musste teilweise gerodet werden. Wie gut, dass auch die Wurzeln essbar sind… In der Umgebung in diesem Teil des Gartens wachsen auch wild Löwenzahn und Sauerampfer. Einige junge Blätter davon ernte ich gleich mit.