Balkongartencheck mit Pflanzanleitung

Balkon und Terrasse können so gestaltet werden, dass sie das grüne Zimmer mit Frischluftanschluß werden. Es bedarf auch hier ein wenig der Vorüberlegung, damit die Umsetzung gelingt und langfristig zum Erfolgserlebnis wird.

Balkongartencheck mit Pflanzanleitung

Auch ein Balkon, eine Terrasse oder Dachgarten können zu einem grünen Refugium werden. Für die Pflanzen bedeutet das aber immer, für ihr Wachstum und Gedeihen können sie nicht auf Ressourcen aus dem umgebenden Boden zugreifen, sondern sind auf die dauerhafte Versorgung durch ihren Balkongärtner angewiesen. Die Ausrichtung zur Himmelsrichtung bestimmt Dauer und Intensität des Wachstumsfaktors Licht. Außerdem ist der Standort oft extremeren Bedingungen ausgesetzt, z.B. durch sehr Sonnen exponierte Lage, stärkeren Wind, insbesondere Windverwirbelungen oder dunklere Standorte im dauerhaften Schatten von Gebäudeteilen. Die jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung der Balkonkästen ist sicherlich die traditionsreichste und beliebteste Balkonbegrünung und lässt uns jetzt im Frühjahr, ausgehungert nach Farbe, wieder in die Gartencenter pilgern.

Ich will aber mehr!

Immer wieder werde ich gefragt, was man denn am besten pflanzen könnte, wenn es um eine nachhaltigere Pflanzung geht. Bei der eben nicht jährlich oder sogar mehrfach im Jahr die komplette Bepflanzung ausgetauscht werden muss. Denn das ist erstens auf Dauer durchaus eine Kostenfrage und zweitens ist der Pflegeaufwand unter Umständen sehr hoch. An erster Stelle steht da das ausgewogene, regelmäßige Gießen der oft doch kleinvolumigen Pflanzgefäße. Und wehe man hat mal einen zu warmen Tag unterschätzt und die Wassergabe vergessen. Einmal lässt sich das auffangen, öfter jedoch schwächt es die Sommerblumen und macht sie anfällig für hungrige Schädlinge wie Blattläuse.

Alternativ kann man auf dem Balkon auch Garten-Flair mit Stauden und Gehölzen schaffen, und es wird immer populärer, sein eigenes Gemüse anzubauen oder auch das Kräuterbeet auf den Balkon zu holen. Dafür braucht man schon größere Pflanzgefäße, die der Bepflanzung etwas mehr Komfort bieten was z.B. den Wurzelraum angeht.Prädestiniert sind erstmal die Pflanzen, die von Natur aus extremere Standorte vertragen, wenn es um die Standortbedingungen geht. Die Auswahl richtet sich, wie im Garten mit Erdanschluss, ganz genauso nach den Licht- und Windverhältnissen. Über den Boden und Wasser bestimmen wir! Wer schon mal das mit dem Gießen verpeilt und es lieber pflegeleicht mag, ist sicher mit trockenheitsverträglichen Arten gut beraten. Mediterrane Kräuter sind für Südbalkone gut geeignet. In Ergänzung kann man sich auch an den Pflanzenlisten orientieren, die für extensive, bzw. einfache intensive Dachbegrünungen in Frage kommen. Das sind Arten, die oft aus alpinen und hochalpinen Bereichen stammen, Steppenbewohner und solche, die sich auf mageren Standorten am wohlsten fühlen.

Was den Pflegeaufwand betrifft, ist bei entsprechender Leidenschaft zum Gärtnern und Kümmern die Skala natürlich nach oben offen! Dementsprechend erweitert sich die Auswahl natürlich.

Begrenzender Faktor wird der Platz auf dem Balkon und vor allem das Gewicht sein. Schließlich sollte ja auch noch ein lauschiger Sitzplatz dabei sein. Unterschiedliche Balkonkonstruktionen bedingen unterschiedliche Statik und Tragfähigkeit. Dementsprechend ist auch Ihr Balkon mit Erde und Töpfen begrenzt belastbar! Dazu kommt das zusätzliche Gewicht durch das Gießwasser, in manchen Gegenden durch Schneelast und die Pflanzen selbst, die ja nicht am Saisonende entsorgt werden, sondern auch an Masse dazugewinnen. Insbesondere auf Dachgärten ist auch der Winddruck nicht zu

unterschätzen! Je nachdem, wie aufwendig die Begrünung geplant ist, sollte vorher unbedingt abgeklärt werden, was überhaupt erlaubt und machbar ist!

Bei der Auswahl der Materialien kann man da viel Einfluss nehmen. Vieles ist Geschmacksache aber ein Steinguttrog ist sicher auszuschließen, um es überspitzt zu formulieren. Viele Hersteller bieten aufgrund des wachsenden Interesses am Gärtnern auf dem Balkon immer kreativere Formen und Topfkonstruktionen an, um den Raum optimal auszunutzen (Stichwort vertikales Pflanzen). Auch Upcycling – und kreative Umnutzungsideen sind Trend. Im Auge behalten sollte man dabei auch immer, dass das Material des Gefäßes auch direkten Einfluss auf die Pflanzen haben kann. Offenporige Tongefäße (also ein schlichter Tontopf zum Beispiel) kann Bodenfeuchtigkeit nach außen ableiten, was den Pflanzenballen an sonnigen Tagen schneller austrocknen lässt. Ein leichter Wind, der das Luftpolster, das um die Pflanze steht, ständig abträgt, verstärkt den Effekt. Ein stylischer Metalltopf kann sich schon mal kräftig aufheizen und Hitzestress verursachen und ist vielleicht auf einem schattigen Nordbalkon besser einsetzbar. Manche Metalle an sich sind schon ungünstig, z B können sich in Kupfergefäßen giftige Verbindungen entwickeln, die die Pflanzen schädigen. Und im Winter, wenn es wirklich kalt wird, kommt der Frost praktisch von allen Seiten an die Pflanzenwurzeln heran und die Gefahr von Frostschäden bis zum Totalausfall ist groß, wenn man nicht vorsorglich den Topf gegen Kälte dämmt.

Nicht zuletzt sollte man unbedingt darauf achten, wohin sich das Gießwasser verflüchtigt, wenn es einmal durch den Topf gezogen ist und was es dabei noch alles mit ausschwemmt! Der Nachbar drunter darf ja nicht durch das Tropfwasser belästigt werden und Boden, Brüstungen, Putz und Geländer können auch erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden! Am besten das Wasser wieder auffangen, aber so, dass keine Staunässe am Pflanzenfuß entsteht. Auch kleine Sockel unter größeren Kübeln sorgen dafür, dass die Luft zirkulieren kann und nicht anhaltende Feuchtigkeit zu Fäulnisschäden, zum Beispiel auf einem Holzboden, führt.

Rezept zum Pflanzen

Das Ausschwemmen von Erdbestandteilen lässt sich erheblich eindämmen, wenn man bereits beim Pflanzen eine ́Sperre ‘einbaut:

Die meisten Pflanzen vertragen keine Staunässe. Ein guter Wasserabzug im Pflanzgefäß ist schon ein guter Schritt in Richtung gesundes Pflanzenwachstum. Auch beim Aufbau einer Dachbegrünung ist die Drainage die Basis. So eine Drainageschicht füllen wir auch in unseren Pflanzkübel, der natürlich auch über funktionierende Wasserabzugslöcher verfügen muss (bei manchen Produkten muss man diese erst noch an vormarkierten Stellen bohren). Ich decke diese Löcher immer mit einer Tonscherbe oder einem entsprechend großen Stein ab, bevor ich mit dem Befüllen beginne. Blähton bzw. Pflanzton mit einer 8/16 mm Körnung ist ein sehr gutes Drainagematerial. Blähton kann einerseits eine gewisse Wassermenge aufnehmen, speichern und bei Bedarf an die Pflanzenwurzeln wieder abgeben. Andererseits kann überschüssiges Wasser zügig ablaufen und es entsteht keine schädliche Staunässe. Blähton und Tongranulat sind z.B. in 50 l Säcken in Gartencentern oder Baumärkten zu kaufen. Das Material wird mindestens 6 cm hoch in den Kübel gefüllt. Man rechnet grob 1/8 der Topfhöhe als Drainageschichtdicke.

Über die Drainageschicht wird ein wasserdurchlässiges Filtervlies gelegt. Der Zuschnitt sollte etwas größer als der Topfquerschnitt sein, damit das Vlies seitlich an den Topfwänden ca. 10 cm hoch anliegt. Das Filtervlies verhindert das Abschwemmen feiner Substratteile beim Gießen. Dadurch verschlämmt die Drainageschicht nicht und bleibt funktionsfähig. Es gibt Fachfirmen, Spezialisten für den Systemaufbau bei Dachbegrünungen, die einfaches Filtervlies auch als Zuschnitt in überschaubarer Größe anbieten. Auf das Filtervlies wird nun gute Gartenerde aufgebracht, mindestens so dick, dass der Pflanzenballen „gepolsterte Füße“ hat, aber noch gut mit Substrat

bedeckt werden kann. Die Pflanze darf nicht zu hoch stehen (ein Gießrand sollte noch einkalkuliert werden) und auch nicht „vergraben“ werden. Vor dem Einsetzen werden die Wurzelballen gut gewässert, das heißt, sie werden in einem größeren Gefäß mit Wasser solange getaucht, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Dann erst wird die Pflanze auf die erste Erdschicht im Topf gesetzt und seitlich mit Erde aufgefüllt. Den Rand bitte sehr gut andrücken, damit später die Erde, wenn sie etwas trockener wird, sich nicht vom Topfrand löst. Ansonsten würde das Gießwasser einfach ungenutzt durchlaufen. Der Gießrand sollte ca. 2 cm hoch sein (also etwa zwei Finger breit).

Nach dem Pflanzen wird nochmal gewässert, nämlich im Anstauverfahren: Wasser langsam bis zum Topfrand anstauen und durch den Topf durchsickern lassen, bis es aus den Abzugslöchern wieder heraus fließt. Das gewährleistet eine gute Wassersättigung des Substrates. Auf diese Weise verfährt man auch, wenn der Topf doch mal zu trocken geworden ist. Eventuell muss man das mehrmals wiederholen, wenn die Erde das Wasser nicht gleich festhalten kann. Da hilft dann auch schon mal ein Spritzer Geschirrspülmittel pro Gießkanne, um die Wasserspannung herabzusetzen.

Wenn das Pflanzgefäß zu flach für eine solide Drainageschicht ist, kann unter Umständen das Tongranulat oder der Blähton der Erde direkt beigemischt werden. Dann wird ein Stück Filtervlies direkt auf den Topfboden über die Abzugslöcher gelegt, bevor das Erdgemisch eingefüllt wird.

Wenn noch ausreichend Blähton übrig ist, kann zum Abschluss auch eine saubere Mulch- Schicht aus diesem Material aufgebracht werden. Sie schützt die Bodenoberfläche zusätzlich vor schneller Abtrocknung.

Exkurs zur Gartenerde

Gerade wenn man langfristiger plant und eine Dauerbepflanzung anlegt ist die Verwendung einer guten Gartenerde sehr wichtig. Billigangebote sind im Hinblick auf die Nährstoffversorgung schwer kalkulierbar. Die Investition in eine Markenerde lohnt sich hier tatsächlich. Leider werden handelsübliche Erden immer noch auf Torfbasis hergestellt. Das heißt, für die Gewinnung des begehrten Torfes werden riesige Moorflächen unwiederbringlich zerstört. Der Torfhunger bei Hobbygärtnern und auch bei den Profis ist immer noch so groß, dass sich der Abbau nicht nur auf deutsche Gebiete beschränkt. Es ist ein weltweites Problem. Zerstört werden nicht nur Lebensräume und Ökosysteme, sondern ganz entscheidend ist mittlerweile die Erkenntnis, dass durch die Entwässerung der Moore und den Abbau von Torf erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase freigesetzt werden! Dabei ist man nicht auf Torf angewiesen, es gibt gleichwertige und bessere Lösungen! Daher empfehlen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unbedingt torffreie Erden zu verwenden; für das Klima und den Artenschutz. Dem kann ich mich nur anschließen! Beide Verbände führen übrigens Listen mit Angaben zu Herstellern und Händlern, die wirklich torffreie Blumenerde anbieten.

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